Lea von Wintzingerode
01.09.2014 - 31.01.2015
nominiert vom Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft //
In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sich Lea von Wintzingerode (*1990, Bayreuth, Deutschland) mit der figurativen Malerei und deren Ausdehnung in Musik und Performance. Ausgangspunkt ihrer Werke ist eine intensive Reflexion über die Möglichkeiten des Mediums Malerei. Ihre Motive malt sie aus der Vorstellung, ohne eine realistische Darstellung zu suchen. In den Bildern entfalten sich fiktive Konstellationen, in denen Figuren, Architekturen, Objekte und die Natur in komplexe Beziehungen zueinander treten. Die innerbildlichen Dynamiken entstehen durch Gesten oder gegenseitige Berührungen der Figuren sowie auch in ihrem Bezug zu singulären Bauten wie Pavillons, Treppen oder Paravents.
Kennzeichnend für ihre Bilder ist eine Prozess andeutende Malweise, in der sie die Ölfarbe dünn aufträgt, so dass diese sich manchmal im Weiß der Leinwand auflöst oder mit anderen Binnenflächen verschwimmt. In unhierarchischer Weise entstehen so Aquarelle und Ölbilder, die trotz der Flüchtigkeit des Farbauftrags präzise Kompositionen zeigen. Die Künstlerin fokussiert in ihrer Arbeit dabei stets eine Entwicklung des Sehens, wie die Spannungen und Übertragungen zwischen den Zeichen auf der Bildfläche lesbar werden.
In ihrer Einzelausstellung „Young Team“, die vom 7. Februar bis 26. April 2015 im Kunstverein Nürnberg präsentiert wurde, zeigte Lea von Wintzingerode eine Reihe von Bildern, in denen die Figuren und Architekturfragmente verstärkt in der Natur lokalisiert sind – in Parks, im Wald oder gar im Dickicht. Zumeist sind es Personen, die in zwischenmenschliche Handlungen versunken sind, die laufen, sich umarmen oder einander ansehen. Die Anleihen an Motiven aus der Kunstgeschichte wie der Pastorale und die damit verbundene Evokation von Vergänglichkeit erscheint jedoch gestört, wenn in den Landschaften Spiegel- und Glaswände oder ein monumentaler imaginärer Screen auftauchen. Immer wieder brechen in die Bilder die Elemente eines medial dominierten Blicks in die Szenen ein. Zu diesem reflexiven Sehen gehören auch die sich ständig bewegenden Figuren der Zuschauer, die fast in jeder Situation anwesend sind. Sie blicken vom unteren Bildrand in die Szenen hinein, kehren dem Betrachter ihre Rückenansicht zu oder schauen als isolierte Gestalten aus einiger Distanz aus dem Geschehen heraus.
Lea von Wintzingerodes Figuren erwecken den Eindruck, in ihren Posen stets auf der Suche nach dem Sinn ihrer eigenen Körperlichkeit zu sein. Sie scheinen in ihren Haltungen existenzielle Fragen zu stellen, die sich nur in der Auseinandersetzung und im Blickwechsel mit den Anderen beantworten lassen. Die Überlegungen zur menschlichen Wahrnehmung verhandelt Lea von Winzingerode als eine andauernde persönliche Diskussion, welche Herausforderungen die Malerei heute an den Betrachter stellt.