Vivian Greven
15.03. - 31.07.2020
nominiert von der Kunsthalle Nürnberg //
In monochromer Farbigkeit zeigen die konzeptuellen Gemälde von Vivian Greven (*1985 in Bonn; lebt und arbeitet in Düsseldorf) menschliche Körper und Körperfragmente mit differenziert ausgearbeitetem Inkarnat. Die in behutsamen Gesten agierenden Figuren scheinen in einer eigenen Sphäre eingeschlossen. Die Bedeutung ihrer Interaktion bleibt ebenso vage wie das Verhältnis von Nähe und Distanz. Vivian Greven sagt hierzu: »Ich habe das Gefühl, eigentlich sind wir einsame Wesen. Nähe hat immer auch Distanz als Gegenüber. Ich möchte Arbeiten erschaffen, die so sinnlich sind, dass man ihnen nähertreten möchte, sie berühren will oder sich von ihnen berühren lässt. Malerei ist für mich ein Stück weit wie eine Haut, wie eine Oberfläche, die mit mir kommuniziert.«
Handelt es sich um reale Menschen oder um Skulpturen, um alltägliche Situationen oder kunsthistorische Zitate? Doppeldeutig bleibt nicht nur der Realitätsgrad des Dargestellten. Auch aufgrund ihrer handwerklichen Perfektion transportieren diese Gemälde eine Vielzahl an Ambivalenzen, und es gelingt eine Malerei, die zugleich volumenhafte Körperlichkeit und körperlose Fläche repräsentiert, die zugleich seltsam zeitlos und explizit zeitgenössisch erscheint, die zugleich an kunsthistorische Zitate und an computerbasierte Simulationen oder die sphärische Illusion von LCD-Monitoren erinnert.
Der menschliche Körper wird in den Gemälden von Vivian Greven nicht in einem biologistischen Sinn gezeigt, sondern in seiner symbolischen, sozialen und (kunst-)historischen Dimension reflektiert. Er ist ein kulturelles Konstrukt, welches sich zwischen den Parametern Sein und Repräsentation, Natur und Kultur, Präsenz und Abwesenheit bewegt. Die Reflexion über fiktionalisierte und optimierte Körperbilder ist mit den Darstellungen ebenso assoziiert wie die Frage nach authentischer Identität.
(Harriet Zilch)
Abbildung 1: »Ode«, Öl und Acryl auf Leinwand, 2019, 150 x 110 cm
Abbildung 2: »Tic«, Öl und Acryl auf Leinwand, 2019, 150 x 105 cm
Fotos: Ivo Faber